
Es ist ja immer so mit diesen Ideen.. Nele oder ich sehen etwas, lesen etwas, hören etwas, kommunizieren und dann wollen wir schnellstmöglich die neue Idee ausprobieren. Mit dem Sonnendruck war es ganz ähnlich. Schon lange schwebte er in meinem Kopf umher und ich fragte Nele, ob sie das schon mal ausprobiert hätte… sie verneinte, war aber auch interessiert. Das war aber schon letzten Sommer – manchmal muss eben erst die richtige Zeit für die Idee kommen und nun waren wir ein paar Tage beieinander und konnten endlich mal mit der Sonne drucken.
Es ist nämlich ganz einfach. Doch vorher noch ein kleiner…
Hintergrund zum Sonnenfärben:
Schon zu allen Zeiten freuten sich Menschen an Farben. Sie wurden aus Erden, Pflanzen und auch aus Tierextrakten (Purpurschnecke) gewonnen.
Als Körperbemalung konnten sie der Schönheit dienen, aber auch Abwehr von bösen Mächten oder als Zeichen der Stärke vor dem Feind verwendet werden.
Später kam die Färbung von Bekleidung dazu. Viele Pflanzen geben leicht ihre Farbstoffe ab, bei entsprechender Rezeptur blieben sie lange an den Stoffen haltbar. Je seltener die Färbepflanzen zu bekommen waren, desto teurer waren sie und blieben somit der Oberschicht vorbehalten. Es gab strenge Bekleidungsregeln und auch strenge Regeln für Färber.
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wurden synthetische Farben „erfunden“. Farben wurde für eine breite Bevölkerungsschicht erschwinglich. Für unser heutiges Projekt werden wir mit synthetischer Farbe arbeiten, wir freuen uns aber schon darauf, ein anderes Mal einen Druck mit Naturfarbe zu machen.

So gehts – Deine Anleitung zum Sonnendruck
Hier bekommst Du eine kleinschrittige Anleitung, der Du ganz einfach folgen kannst, um Deine Stoffe total individuell zu färben und ihnen wirklich das gewisse Extra zu verleihen.
Was Du brauchst:
- Stoff- oder Seidenmalfarbe in Deinen Wunschfarben
- weißer Stoff – er sollte nicht zu grobmaschig sein, im Stil einer Baumwollserviette ist er fein genug, recycelt ist er am besten, da er dann schon häufig gewaschen wurde. Weitere Infos siehe „Welche Stoffe eignen sich“
- ein dicker Pinsel
- ein Gefäß, um Farbe zu mischen
- Wasser
- eine harte Unterlage
- Plastikfolie – oder eine aufgeschnittene Mülltüte, gelber Sack o.ä.
- Motive Deiner Wahl – wir haben Blätter mit hübschen Formen aus dem Garten genommen
- Wenn Du Blätter aufdrucken möchtest: Diese sollten gepresst sein, nicht wirklich trocken, aber eine Nacht lang platt gedrückt werden. – Sehr feine Pflanzen eignen sich nicht so, da die Fläche unter den Blättern zu klein ist.
- pralles Sonnenlicht – je nach Intensität und Wärme für 1-3 Stunden
- einen ruhigen Ort, an dem der Stoff trocknen kann
Welche Stoffe eignen sich:
Zum Färben geeignete Stoffe bestehen auf jeden Fall aus pflanzlichen und tierische Fasern. Wolle und Seide sind tierische Fasern. Baumwolle, Hanf, Leinen, Nessel (original aus Brennnesseln hergestellt) und reine Viskose sind pflanzliche Fasern. Synthetische Beimischungen sind in der Regel nicht einfärbbar, es wird zu schlechten Färbungen kommen. Die Stoffe müssen gründlich vorgewaschen sein, am besten über Nacht in einer Sodalösung (1 TL Waschsoda auf 1 Liter Wasser) liegen und am nächsten Tag heiß ausgewaschen werden. Wenn Du häufig gewaschene Stoffe hast, z.B. alte Bettwäsche, dann ist das nicht notwendig.

Die Arbeitsschritte:
Tipp vorab: Je nach Größe Deines Stoffes empfiehlt es sich direkt in der Sonne zu arbeiten oder aber den Stoff, wenn er handlich ist, später auf der Unterlage in die Sonne zu tragen.
1️⃣ Mische die Farben, die Du kombinieren möchtest und verdünne sie mit 10 Teilen Wasser.
2️⃣ Wässere den Stoff gut durch, wringe ihn aus, lege ihn auf die glatte Plastikfolie, die auf der harten Unterlage liegt, und trage die verdünnte Farbe mit einem breiten Pinsel auf.
3️⃣ Lege die Motive (hier gepresste Blätter) auf den Stoff und drücke sie gut fest. Je besser sie am Stoff kleben, desto schöner formen sich später die Ränder aus, kontrolliere die Ränder, ob sie wirklich dicht aufliegen.
4️⃣ Trage Deinen Stoff auf der harten Unterlage in die Sonne und lass alles dort trocknen. Check vorher, ob der Stoff und Deine Motive vor Wind geschützt liegen und auch vor kleinen Kinderhänden geschützt sind.
5️⃣ Wenn der Stoff trocken ist, dann ist der Druck fertig. Entferne die Blätter und staune über das Ergebnis. Fixiere die Farbe nach den Angaben des Herstellers.
Dein Expertenwissen:
Diese Technik bedient sich der Reservierung. Reservierungen kommen Dir eventuell vom Wachsauftrag bei der Batik bekannt vor, auch Faltungen und Knoten kennst Du vielleicht daher. Bei Blaudruck wird mit einer Paste, dem Papp, reserviert. Reservieren bedeutet, dass der Stoff an den reservierten Stellen keine Farbe annimmt.
Das Geheimnis liegt hier in der Verdunstungsgeschwindigkeit. Der Stoff trocknet, die abgedeckten Elemente können nicht so schnell trocknen, da die Sonne nicht direkt darauf scheint. So wandert die Feuchtigkeit unter den Elementen in die schon trocken werdenden freien Stoffteile. Dabei nimmt die Feuchtigkeit die Farbpigmente mit in die schneller trocknenden Stellen. Und das bewirkt, dass die abgedeckten Stellen später ohne Pigmente sind.
Hättest Du gedacht, dass es so einfach ist, diese sensationellen Ergebnisse zu erzielen? Wir waren überrascht und haben uns sehr gefreut! – Die nächste Idee muss vielleicht gar nicht mehr so lange aufgeschoben werden, oft ist es doch so einfach: Angehen und umsetzen.
Dazu muss ich gestehen, dass unser Zeitfenster für diese Aktion sehr schmal war und ich weiß noch, dass ich zu Nele sagte: Meinst Du, dass wir das nun auch noch „nebenbei“ mal eben schnell machen sollten?“ Und Nele antwortete total cool: „Ja, ich muss das nun machen.“ Alles klar, endlich ging es los…
Wir freuen uns auf Deine Erfahrungen beim Sonnendruck. Kommentiere hier oder schick uns eine Mail. Enorm toll wäre natürlich, wenn Du uns Dein Ergebnis zeigen würdest: Dafür eignet sich die offene Facebook-Gruppe von kiwimekko oder aber der Instagram-Account von kiwimekko . Kleiner Teaser: Ab morgen wird es auf Instagram und TikTok auch noch ein kurzes Video zum Sonnendruck geben. Schau gerne mal vorbei…
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